Rolex und Gold sind uns so hold
Donald Trump mischt die Weltwirtschaft neu auf. Mit seinen Zöllen erbost der US-Präsident fast alle Nationen, ob angebliche Freunde oder offensichtliche Feinde. Auch die verwöhnte Schweiz traf es unverhältnismässig hart. Vorbei sind das übliche Rosinenpicken und die gewohnte Vorzugsbehandlung: Die Musterdemokratie im Herzen Europas musste schmerzlich erfahren, dass sie quasi ohne globalen Einfluss dasteht. Selbst die Vorverhandlungen mit den USA im vergangenen Frühjahr brachten nichts, danach wurde sogar (wie kürzlich aufgedeckt) auf eine frühzeitige Einigung auf 10 Prozent verzichtet, um die EU nicht vor den Kopf zu stossen.
Fatales Telefonat
Am 31. Juli führte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter dann ein 34-minütiges Telefonat mit Trump, der die angedrohten Zölle vor allem wegen des grossen Handelsdefizits zwischen den beiden Ländern begründete. Die Schweiz profitiere übermässig von ihren Exporten und müsse weit mehr in den USA investieren, so der Tenor. Dabei soll der US-Präsident einen recht harschen Ton angeschlagen haben.
Trump fand die helvetische Magistratin zwar nett, fühlte sich aber von ihr belehrt und sagte später dem TV-Sender CNBC, die „Premierministerin“ hätte nicht zugehört. Der Hammer kam prompt einen Tag nach dem unglücklichen Telefonat, ausgerechnet am 1. August, dem heiligen Nationalfeiertag: 39 Prozent Zoll!
Das kleine Land fühlte sich von der Grossmacht gedemütigt. Mehrere hochrangige Delegationen des Bundes reisten anschliessend nach Washington, aber ausschlaggebend war wohl der Besuch von sechs Schweizer Wirtschaftsführern im Oval Office Anfang November. Dort deponierte die inoffizielle, aber hochkarätige Delegation eine Rolex-Tischuhr und einen Goldbarren im Wert von rund 100’000 Franken, was den US-Präsidenten sichtbar erfreute. Jedenfalls gelang es Wirtschaftsminister Guy Parmelin nach mehreren Verhandlungsrunden, die Zölle auf 15 Prozent (EU-Niveau) zu senken.
Grosszügige Gaben
Noch ist der Zolldeal nicht unter Dach und Fach, doch hat sich die Lage spürbar entspannt. Empörte Kreise sprechen zwar angesichts der grosszügigen Geschenke für Trump von Unterwerfung und sogar von Korruption. Bei der Bundesanwaltschaft sind diesbezüglich Strafanzeigen eingegangen.
Die heimische Wirtschaft atmet aber auf. Auch scheint sich die Beziehung zum mächtigsten Mann der Welt aufzulockern. Aus gut informierten satirischen Kreisen ist zu vernehmen, dass die Ende Jahr abtretende Bundespräsidentin erneut mit Donald Trump per Video gesprochen habe. Dabei sei Karin Keller-Sutter (nach einem intensiven Coaching durch ihre Mentaltrainerin) ungewohnt gelöst gewesen und habe den US-Präsidenten wenn auch nicht bezirzt, so doch voll für sich eingenommen.
Mental modifizierte Magistratin
Die sonst eher verspannt und überkorrekt auftretende Spitzenpolitikerin und gleichzeitig Hobbby-Boxerin habe mit ihrem Gegenüber auf dem Bildschirm geradezu zwanglos und charmant geplaudert. Karins Patenhund, ein Bernhardiner namens Zeus, sei dabei vor dem magistralen Schreibtisch friedlich eingeschlafen (siehe Karikatur von Beat Gerber). Holde Wunder passieren, selbst in der spröden Schweizer Politik.